Umbau Scheune FG10

Ort:
Markgröningen
Kategorie:
EFH
Jahr:
2010

DENKMALSCHUTZ
UMBAU SCHEUNE IMMENDÖRFER

Die akute Einsturzgefahr des denkmalgeschützten Gebäudes in
der Finsteren Gasse in Markgröningen erforderete raschen
Handlungsbedarf. In diesem Zuge wurden intensive Verhandlungen mit den
Denkmalschutzbehörden geführt. Das Ergebnis war die zeitgemäße
Möglichkeit zur Umnutzung der Scheune zu Wohnzwecken unter
Berücksichtigung der Satzung über die Gesamtanlage “Altstadt
Markgröningen”. Dies betraf im Wesentlichen den Erhalt der historischen
südlichen Giebelfachwerkfassade zur mittelalterlichen Metzgergasse und
die Einhaltung der vorhandenen baulichen Kubatur.Das Gebäude –
zurückgesetzt von der Straße – ist Teil eines komplexen, eng bebauten,
innenstädtischen Gefüges bei dreiseitiger Grenzbebauung. Aufgrund der
fast vollständig maroden Bausubstanz kam letzendlich nur ein
“verdeckter” Neubau und die komplette Sanierung der südlichen
Fachwerkfassade in Betracht.Als Konstruktion wurde aus
ökologischen Gesichtspunkten durchgehend eine Massivholzkonstruktion
gewählt. Aufgrund des geringeren Gewichts gegenüber einer herkömmlichen
Massivbauweise aus Stein oder Beton ergaben sich konstruktive
Verbesserungen bei der Ausbildung der Fundamente, Deckenstärken,
-spannweiten und Wandstärken. Eine exakte Vorkonfektionierbarkeit in der
Werkstatt optimierte die Herstellung der geschlossenen Grenzwände im
Osten, Norden und Westen.Diese sind luftdicht ausgeführt und
bestehen aus kreuzlaminiertem Massivholz mit außenliegender
Mineralfaserdämmung und einer verputzten Brandschutzbekleidung. Bei Wand
und Dachaufbauten werden die Standards eines Passivhauses eingehalten.
Die Deckenkonstruktionen bestehen aus Massivholzelementen. Die komplette
Holzkonstruktion steht auf einem Betonsockel und einer
flügelgeglätteten Bodenplatte aus WU Beton mit Bauteilaktivierung. Auf
Wand und Fußbodenaufbauten wurde dabei gänzlich verzichtet.Zur
Belichtung kam aufgrund der Grenzbebauung “nur” die Südfassade in
Betracht. Hier wurden maximale Fensterflächen umgesetzt. Ein
konstruktiver Sonnenschutz wurde quasi automatisch durch die
vorgestellte historische Fachwerkfassade erzielt. Entlang der Südfassade
entstanden so lichtdurchflutete Wohn- und Aufenthalträume mit erhöhten
Raumhöhen. Die zurückgesetzten kompakten Nebenräume im nördlichen Teil
des Gebäudes haben eine minimierte Deckenhöhe und werden über einen
durchgehenden innenliegenden Lichthof indirekt über das Dach belichtet.Der
Lichthof verbindet über skulpturale Massivholztreppen die
“öffentlichen” Bereiche im Erdgeschoss mit den privaten Bereichen in den
Obergeschossen.Je weiter man den Treppen im Gebäude nach oben
folgt, desto transparenter werden die Raumkonstellationen bis zu deren
völligen Auflösung in Form einer Dachterrasse auf der Nordseite des
Gebäudes. Hier ist man über den Dächern der Altstadt.Die
Belüftung der Räume erfolgt über eine Komfortlüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung. Sie funktioniert auf Basis einer kontrollierten
Raumlüftung. Belastete Luft wird aus den Aufenthaltsräumen, bei
gleichzeitiger Zuführung von frischer, unverbrauchter Außenluft
(Lufthygiene) abgezogen und einem zentralen im Haustechnikraum
platzierten Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung zugeführt.